Waren die ersten Jahre unserer Familie geprägt von der engen Mutter-Kind Beziehung (siehe Teil1: Vater werden ist nicht schwer ….), so kam nun langsam aber sicher die Zeit, in der der Vater eine sehr bedeutende Rolle übernehmen darf. Die Kinder bewegen sich vorsichtig aus dem behaglich warmen Nest der Mutter heraus und möchten die Welt kennenlernen. Wir Väter sind in dieser Zeit als Flugbegleiter gefragt.
Vater sein ist wunderbar
Die Kindergarten- und Grundschulzeit neigte sich dem Ende entgegen und mit dem Sprung auf die weiterführende Schule beginnt ein ganz neues Kapitel. Bei der Einschulung von Maximilian in der weiterführenden Schule befiel mich ein seltsames Gefühl, das mir vermittelte, dass der junge Mann sich sprichwörtlich kurz vor dem Abflug befindet und ich ihm Hilfestellung geben muss, wann immer er sie benötigt.
Ein neuer Abschnitt beginnt
Als Viktoria zum Sprung an die weiterführende Schule ansetzte, machte sie aus ihren Gefühlen auch keine Mördergrube. Sie erzählte, dass sie sich fühle wie in einem anderen Film und dass ich sie doch kneifen solle, da sie das alles kaum glauben könne. Morgens, wie die ganz Großen, nicht an die örtliche Grundschule, sondern zum Bus gehen zu dürfen und aus dem Dorf hinaus in das große Schulzentrum im Nachbarort fahren zu dürfen, das war für sie anfangs so unrealistisch, dass sie es kaum glauben konnte.
Die Jahre vergingen wie im Flug und als Vater hat man plötzlich eine Füllhorn an Aufgaben und Pflichten. Endlich haben wir als Väter auch unsere Position gefunden. Vokabeln lernen, Fahrrad und später Moped reparieren, Skifahren, Fußball spielen, Computer erlernen, bei Bewerbungen helfen, Führerschein machen, Liebeskummer, Auto kaufen und, und, und.
In der Fülle der Themen rast die Zeit sprichwörtlich an uns vorbei. Plötzlich sind die Kinder gestandene junge Erwachsene, der Sohn einen halben Kopf größer als der Papa, die Tochter eine hübsche, selbstbewusste junge Frau – und trotzdem bleiben sie auch immer unsere Kinder.
Auch für junge Erwachsene sind die Eltern gefragt
Mittlerweile sind sie 20 und 22 Jahre alt und für uns Eltern beginnt eine ganz neue, unbekannte Phase. Das ist die Zeit, in der die Kinder oft aus dem „Gröbsten“ raus sind, bereits im Berufsleben oder mitten im Studium stehen. Dann beginnt auch in der Beziehung ein neuer Abschnitt. Mann und Frau finden sich immer öfter abends alleine am Esstisch oder auf dem Sofa. Die Kinder sind unterwegs und die sonst so üblichen Gespräche über den Tag, Schule, Uni oder Arbeitsplatz finden plötzlich nur noch unter vier Augen statt.
Neue Situation für Eltern
Viele Paare müssen mit sich mit dem mehr an Zeit füreinander, die sie plötzlich zur Verfügung haben, völlig neu arrangieren. Auch wir haben diese Phase durchgemacht und waren ebenso überrascht, dass wir plötzlich wieder so viel Zeit füreinander haben. Wir haben uns allerdings sehr schnell mit dieser Situation zurecht gefunden. Der Gesprächsstoff geht uns eigentlich nie aus, ohne jedoch einander auch den Ruheraum zu geben, den jeder braucht.
Sie bleiben immer unsere Kinder
Umso mehr genießen wir aber auch heute die Momente, wenn wir zu Viert am Tisch sitzen und uns über Gott und die Welt austauschen können. Gemeinsame Mahlzeiten standen bei uns immer hoch im Kurs. Dabei ist es wunderschön zu beobachten, wie erfrischend und offenherzig unsere zwanzigjährige Tochter bereits durch das Leben marschiert. Unser Sohn, eher der aufmerksame Zuhörer und Beobachter, bildet hier einen idealen Kontrast. Er kommentiert unsere teils auch duschgeknallten Gespräche mit einem süffisanten Lächeln.
Diese Momente sind besonders wertvoll und wir wünschen uns noch viele davon. Wir sind schon gespannt, wenn sich die Geschichten wiederholen.
Worte eines liebenden und stolzen Vaters.
Es gibt keine Erfahrung, die der, Kinder zu haben, gleichkommt.“
Zitat aus dem Buch „Dienstags bei Morrie“